Sonntag, 1. Mai 2011

Ich kann nicht schlafen...

...so viele Dinge gehen mir durch den Kopf. Meine schlechten Noten, mein Aussehen, meine Figur, meine echten Freunde und die, die sagen, sie wären meine Freunde. Aber nicht einmal haben sie sich gemeldet. Nicht einmal haben sie gefragt, wie es mir geht, obwohl eine von ihnen keine zwei Straßen weiter wohnt. Ich denke darüber nach, wie es wäre, wenn ich damals nicht die Klasse wiederholt hätte. Wenn ich gleich auf die Hauptschule gegangen wäre. Dann wäre ich jetzt schon fertig mit der Schule und hätte Zeit, mich auf meine Gesundheit zu Konzentrieren. Ich weiß nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Ich muss wieder in eine andere Klasse und weiß nicht, ob ich das noch einmal kann. Wieder andere Menschen, andere Lehrer, und andere Freunde. Mir fällt es sowieso so schwer, jemanden zu vertrauen und dann fallen meine wichtigsten Vertrauenspersonen weg. Ich muss wieder mit meinen Problemen allein klar kommen. Im Moment überlege ich, die Schule abzubrechen und dann nächstes Jahr um August auf eine Förderschule zu gehen und da meinen Abschluss zu machen. Ich glaube, das ich nicht noch einmal so stark sein kann wie damals. Oder ich versuche mit Hilfe eines Jobcenters eine Ausbildungsstelle zu finden... Aber das wird ohne Abschluss alles andere als einfach. Das weiß ich selber, aber was soll ich machen??? 
Ich habe im Moment keine Hoffnung, das sich etwas ändern wird. Ich meine, wie kann ein Mensch innerhalb von 3 Monaten sein Leben so umkrempeln, das er nicht mehr daran denkt sich das Leben zu nehmen, oder sich zu verletzen, wenn die Gefühle wieder so überwältigend sind??? Ich weiß einfach nicht, wie das gehen soll. Aber Tatsache ist, das sich der Auslöser nicht ändern wird. Meine Tante wird nicht damit aufhören, sich jeden Abend zur Besinnungslosigkeit voll laufen zu lassen. Und wenn sie dann stirbt, bin ich schuld, weil ich nicht genug getan habe, um sie davon abzuhalten. 
Ich möchte nicht, das L. mich irgendwann dafür verantwortlich macht. Warum kann ich nicht einfach weg sein? Mich einfach in Luft auflösen?! Wäre bloß dieses Fünkchen Hoffnung nicht da. Dann wäre alles so einfach. Es lässt mich weiter leben, weiter kämpfen obwohl ich weiß, das der Kampf schon verloren ist. Es wird sich nichts, absolut nichts ändern. Und ich kann mir das nicht mehr lange mit ansehen. Ich kann nicht mit ansehen, wie sich jemand, der eigentlich alles hat, sich sein eigenes Grab schaufelt, nur um nicht einsehen zu müssen, das dort ein Problem ist. Ein Problem, was jeden Tag mit Alkohol weggespült wird. Aber es wird wieder kommen. Immer wieder. Bis es einen irgendwann erdrückt. Und dann ist es zu spät. Und ich kann es nicht ertragen, noch jemanden zu verlieren. Meine Oma ist an Lungenkrebs gestorben. Meine andere Tante wäre fast aus dem Koma nicht mehr aufgewacht. Und wenn S. jetzt auch noch weg geht, dann habe ich bald niemanden mehr. 

Als ich damals meine Mutter auf den Alkoholkonsum meiner Tante angesprochen habe, habe ich das mit der Hoffnung getan, das sich was ändert. Aber nichts ist passiert. Im gegenteil ich habe alles nur viel schlimmer gemacht. Warum lebe ich? Es gibt so viele Menschen, die von uns gehen, ohne das sie es wollen. Aber warum schenkt Gott gerade mir das Leben. Jemanden, der das Leben nicht "will". Ich weiß das Leben zu schätzen, was Gott mir gegeben hat, aber auch ich kann irgendwann nicht mehr. Ich bin an meiner Grenze des Machbaren angekommen. Und ich weiß, wenn ich mich für das Leben entscheide, das dann alles noch viel schlimmer wird, als es jetzt schon ist. Ich sehe keine Zukunft mehr für mich. Kein Licht am Ende des Tunnels...

Das musste ich mir mal von der Seele schreiben. Jetzt ist mein Kopf leer und ich kann schlafen gehen. Bis ich zwei Stunden wieder aufstehe, weil mein Kopf wieder bis zum Platzen gefüllt ist, aber jetzt in diesem Moment ist er leer. Nur die Suizidgedanken ziehen weiter ihre Bahnen, aber das tun sie immer. Und ohne sie könnte ich auch  gar nicht einschlafen. Sie geben mir wenigstens im Traum die Möglichkeit sich vorzustellen, wie es wäre, diese Welt für immer zu verlassen...

Gedicht: Depression

Die Depression – sie hat mich wieder,
Sie frisst mich auf, sie schlägt mich nieder,
Sie zieht mich bis aufs Letzte aus,
Sie reißt an mir, durchdringt mein Haus


Ganz listig kriecht sie jetzt hinauf,
Krallt sich im Nacken fest.
Die Schwere hat nun leichten Lauf
Und Angst gibt mir den Rest.


Sie packt fest zu, sie schüttelt mich,
Lässt Lieb‘ und Freude gehn,
Vor Kälte zitternd lässt sie mich
Erneut im Regen stehn.


Ich will nicht mehr, ich hasse dich!
Geh endlich weg von mir!
Schenk mir mein wahres Ich zurück
Dass ich mich nicht verlier!


Doch sie hat sich schon festgebissen,
Spielt ihre Macht nun aus
Die Tränen sickern in mein Kissen.


Ich halt sie nicht mehr aus!!




Das Gedicht habe ich im Internet gefunden und finde es so schön und traurig zugleich....es ist, als ob die Autorin mir aus der Seele spricht. Ich konnte die Autorin leider nicht ausfindig machen, sonst hätte ich gefragt. 
Wenn du das Gedicht als deines Identifizierst und nicht möchtest, das es hier veröffentlicht ist, dann schreib mir das bitte.

Kein Mensch ist perfekt...

Ich auch nicht....im Moment ist das einzige perfekte in meinem Leben die Leere in mir drin. Sie ist perfekt, hat keine Ecken und Kanten. Ein gleichmäßiges Schwarz herrscht in meinem Kopf. Aber vielleicht gibt es schon bald ein bisschen Licht. Vielleicht kommt mein Onkel nachher. Er bringt mich immer zum lachen. Es ist ein ehrliches Lachen wenn er da ist. Aber er ist so selten da... 
Inzwischen ist auch das Buch da. Randvoll mit Erfahrungsberichten, Skills-Listen, Stabiliesiergunsübungen und Notfallnummern... 
Ich habe es gestern gleich durchgelesen, auch wenn ich ab und zu eine Pause machen musste, da das Buch an manchen Stellen extrem triggert. Ich kann jetzt vielen Dingen in mir drinnen einen Namen geben. Das hilft. Aber es ist immer noch nicht sicher, ob ich wirklich eine DIS habe oder doch etwas anderes. Hoffentlich ist das bald geklärt. Ich konnte mich gestern aufraffen, endlich fertig zu packen. Bald geht es los und jetzt kann ich mich auch wieder ein bisschen freuen. Auf die Klinik und auf die Veränderungen, auch wenn es schwer fällt, die alten Verhaltensmuster abzulegen. Ich kann nicht mein Leben lang ritzen, wenn es mir nicht gut geht. Ich muss endlich lernen, meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn das bedeutet, das ich ihn allein gehen muss.
Ich möchte mich hiermit auch ganz doll beim RT-Forum bedanken, das sie mir bis jetzt so geholfen haben. Ich hoffe, das lies einer aus dem Forum :) Wenn nicht, ist auch nicht schlimm...
Ich bin so froh, das es das Forum gibt. Dort wird keine Frage als "Dumm" abgestempelt sondern jede noch so ausergewöhnliche Frage wird versucht zu beantworten. Man lernt, das es vielen jungen Menschen so geht, wie einem Selbst. Und das man nicht allein ist, egal wann und egal wie, es ist immer jemand da. Danke.